Erfahren Sie mehr über unsere Geschichte

Das Genossenschaftsmodell der Volksbank Nordharz eG hat sich seit über 100 Jahren bewährt. Im Jahr 2023 feiert die Bank ihr 125-jähriges Jubiläum.

Die Volksbank Nordharz eG blickt auf eine 125-jährige Geschichte zurück. Aus dem Leitgedanken der Selbsthilfe, der Selbstverantwortung und Selbstverwaltung wurde sie gegründet. Der viel zitierte Satz von Friedrich Wilhelm Raiffeisen „Was einer nicht schafft, das schaffen viele“ bringt den Kern des Genossenschaftsgedankens auf den Punkt. Ein Gedanke, der heute aktueller denn je zu sein scheint. Werte wie Stabilität, Verlässlichkeit und Partnerschaft werden damit verbunden. Aber zunächst zurück zur Gründung.

Gründung

Der 19. Januar 1898 war für die Goslarer ein Tag wie jeder andere. Dass dieses Datum später lokale Geschichte geschrieben hat, konnte zu diesem Zeitpunkt niemand ahnen und auch für den Großteil der Bevölkerung dürfte die Gründung des „Goslarer Spar- und Darlehnsvereins“ nicht besonders spektakulär gewesen sein.
Es war der „Verein selbstständiger Handwerker“, der sich in Goslar Gedanken über das Entstehen einer Kreditgenossenschaft machte. Das Anliegen der kleinen Handwerksbetriebe war, sich in wirtschaftlich schlechter werdenden Zeiten auf die eigenen Stärken zu konzentrieren. So traf die Idee der genossenschaftlichen Philosophie, die Karl Korthaus bereits 1896 auf einer Versammlung des Vereins kommunizierte, auf fruchtbaren Boden. Der Syndikus der Osnabrücker Handwerkskammer kannte die Nöte der Goslarer Gewerbetreibenden aus eigener Erfahrung und war Befürworter und Verantwortlicher eines Aufschwungs genossenschaftlicher Zusammenschlüsse im Land. Er ist damit Impulsgeber für die heutige Volksbank Nordharz eG.
Es dauerte noch zwei Jahre bis sich der „Goslarer Spar- und Darlehensverein zu Goslar eGmbH“ am 19. Januar 1898 gründete. Drei Tage später wurden die Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder für die Generalversammlung gewählt. Ganze 26 Mitglieder zählte die junge Genossenschaft bei ihrer Gründung. Jedes Mitglied erwarb einen Geschäftsanteil von 200 Mark. Am 21. März 1898 nahm die Bank im Haus des Malerobermeisters Heinrich Busch am Jakobikirchhof schließlich ihre Tätigkeit auf.

10 Jahre später änderte die Generalversammlung den Namen der Bank in die „Goslarer Vereinsbank eGmbH“ um. Das genossenschaftliche Geschäftsmodell lief gut. Bereits 1912 war der Jahresumsatz auf über eine Million Mark gestiegen.

Zwei Weltkriege

Turbulente Zeiten standen Deutschland und damit auch der Kreditgenossenschaft bevor. Mit Beginn des Ersten Weltkrieges im Jahr 1914 stagnierte die Geschäftstätigkeit. Fast alle wehrfähigen Mitglieder standen im Kriegseinsatz und viele Betriebe hatten ihre Pforten geschlossen. Der Wertverlust der Mark ging einher mit dem Rückgang der Kreditnachfrage. Die Finanz- und Geldwirtschaft lag am Boden. Die Umstellung von der „Mark“ auf die „Rentenmark“ im November 1923 beendete die Deutsche Inflation. Nach einer kurzen Zeit des Aufschwungs drohte aber schon die nächste Krise.

Am 30. Januar 1933 berief Reichspräsident Paul von Hindenburg Adolf Hitler zum Reichskanzler. Als Hitler an der Spitze der Macht stand, versuchte er das damalige Deutsche Reich für seine Zwecke wieder aufzubauen. Eine seiner Unternehmungen zog den Zusammenschluss aller Kreditgenossenschaften unter einem Namensdach mit sich. So wurde am 17. Februar 1939 aus der Goslarer Vereinsbank die „Volksbank Goslar eGmbH“. Kurz darauf brach der Zweite Weltkrieg aus.

Nachkriegsjahre

Nach dem zweiten Weltkrieg wurde mithilfe des Marshallplans und der Währungsreform 1948 die Wirtschaft wieder angekurbelt. Unternehmen hatten erstmalig die Chance, nach vielen Jahren zu expandieren und „mehr Risiko“ einzugehen. Die neue Deutsche Mark galt hier auch als großer Stabilisator der Wirtschaft. Die Volksbank Goslar gewann mehr und mehr Kunden und Mitglieder dazu und entwickelte sich Stück für Stück zu einem modernen Bankinstitut.

1951 wurden die Geschäftsräume am Fleischscharren in unmittelbarer Nähe des Goslarer Marktplatzes durch den Zukauf von Nebengebäuden umgebaut und erweitert. Eine gute Entscheidung, denn die Ergebnisse der Bank zeigten bereits zum Ende des Geschäftsjahres erhebliche Steigerungen auf der Einlagenseite. Der Hauptsitz blieb in dieser Form viele Jahre erhalten, bis das Kreditinstitut im Jahr 1974 das Hotel „Schwarzer Adler“ in der Rosentorstraße erwarb und zur neuen Hauptstelle umbaute. Aber dazu später mehr.

Erste Fusionsgespräche

Während des wirtschaftlichen und politischen Zusammenwachsens in Westeuropa kommt es durch härter werdenden Wettbewerb, technische Entwicklungen und Zusammenschlüssen von Unternehmen zu tiefgreifenden Strukturveränderungen. Auch die Anbieter von Finanzdienstleistungen standen vor Konzentrationsprozessen. 

Die Volksbank Goslar führte 1969 erste Fusionsgespräche mit den benachbarten Volksbanken. Ziel war es, mit der Harzburger Volksbank zu verschmelzen und aus beiden Banken eine Volksbank Nordharz mit Sitz in Goslar entstehen zu lassen. Obwohl sich alle anwesenden Mitglieder bei einer Testabstimmung für eine Fusion entschieden hatten, stimmten sie am 3. Juni 1969 auf der ordentlichen Generalversammlung dagegen.

Trotz der gescheiterten Fusion blickte der Vorstand und Aufsichtsrat der Bank zuversichtlich in die Zukunft, da das Kunden- und Bankgeschäft immer weiter stieg. Der Generationswechsel an der Führungsspitze in den 80ern führte schließlich zur Verschmelzung mit der Hahnenkleer Bank eG im Jahr 1982, der auch das Geschäftsgebiet in Wolfshagen angehörte. Mit der Fusion zählte die Volksbank Goslar insgesamt fast 4.000 Mitglieder. 1984 weihte sie als erste Bank in Goslar am Fleischscharren einen Geldautomaten ein. Zu damaligen Zeiten eine technische Revolution.

Die Ausweitung des Einzugsgebietes nach Wegfall der Grenze zur ehemaligen DDR 1989/90 trug nicht unerheblich zur weiteren Geschäftsausweitung der Bank bei. Die Grenzöffnung begünstigte die neue Standortsituation. Im April 1994 schlossen die Volksbanken Goslar, Vienenburg, Oker und die Spar- und Darlehenskasse Immenrode einen Kooperationsvertrag, mit dem Ziel der Verschmelzung zur heutigen Volksbank Nordharz eG. Das bedeutete für die gesamte Bankenlandschaft im Kreis Goslar eine Neuordnung, denn alle vier Institute zusammen bildeten mit einer Bilanzsumme von mehr als 600 Mio. D-Mark und 15.000 Mitgliedern, das größte genossenschaftliche Kreditinstitut im gesamten Harzbereich. Die neue Volksbank Nordharz beschäftigte zum Jahresende 1994 insgesamt 84 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Der Hauptsitz an der Rosentorstraße

1974 erwarb die Volksbank Nordharz ihren heutige Hauptsitz - das Hotel „Schwarzer Adler“ - an der Rosentorstraße und verpachtete es. Genutzt wurde nach Umbau zunächst nur das Erdgeschoss und die vorderen Räume im ersten Obergeschoss. Der Hotelbetrieb lief mit dem Haupteingang vom Vititorwall aus weiter. Erbaut wurde das Hotel bereits 1886 von August Kokemüller als „Hotel Hannover“. Das Gebäude wurde unter dem Nazi-Regime 1939 zum „Hotel Adler“ umbenannt und während des Zweiten Weltkrieges beschlagnahmt und geschlossen. Die Gebäude wurden als Lazarett genutzt.

Nachdem der Pachtvertrag für das Hotel im Jahr 1996 auslief und der Hotelbetrieb ein Jahr später eingestellt wurde, erfolgte im August 1998 der Abriss des hinteren Gebäudekomplexes und machte Platz für den 50 Meter langen und 13 Meter breiten Neubau der Volksbank Nordharz eG. Vorausgegangen war der Kauf des ruhenden Hotelkomplexes „Niedersächsischer Hof“. Durch den Erwerb konnte eine grundstücksmäßige Verbindung zur Klubgartenstraße sichergestellt werden. Dadurch wurde für die Bank eine erhebliche Verbesserung der Parkplatzsituation geschaffen.

Nach der Jahrtausendwende

Im Jahr 2001 wurde die neue Hauptstelle an der Rosentorstraße nach dreijähriger Bauphase feierlich eingeweiht.

Doch die nächsten Jahre wurden für die Bank alles andere als leicht. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen führten bei zahlreichen Kunden zu massiven Kreditausfällen, sodass die Bank kurz nach der Jahrtausendwende im Jahr 2002 eine harte Sanierungsphase eingehen musste. Innerbetrieblich waren dafür einschneidende Maßnahmen durch konsequenten Abbau der Risikopositionen aus dem Kreditgeschäft und die Ausnutzung von Rationalisierungseffekten nötig. Dank des genossenschaftlichen Verbundes konnte diese schwere Zeit bis 2008 überwunden werden. Die Eigenkapitalquote der Bank wurde Stück für Stück wieder aufgebaut und die Bilanzsumme konnte gesteigert werden.

Am Kern des Filialbankmodells hat die Bank stets festgehalten, jedoch heute in geringerem Umfang mit weniger Geschäftsstellen. Parallel wurden neue Vertriebswege aufgebaut. Internet, Telefon- und Onlinebanking sowie Selbstbedienungskomponenten ergänzten zunehmend das Angebot. Der persönliche Kontakt zu den Kunden und die individuelle und persönliche Beratung stehen aber bis heute immer noch im Mittelpunkt des genossenschaftlichen Kreditinstituts.

Die Volksbank Nordharz konzentriert sich heute mit ihren sechs Filialen und 80 Mitarbeitenden konsequent auf ihr Kerngeschäft und ist damit erfolgreich im Privatkunden- und auch im Firmenkundenmarkt etabliert. 20.000 Kunden und 12.700 Mitglieder hat die Bank. Sie kann mit Stolz auf ihre 125-jährige Geschichte zurückblicken. Sie hat alle Herausforderung angenommen, sich konsolidiert, hinterfragt und mit Zuversicht Veränderungsprozesse angestoßen.